Wrong Way Ticket

Die Zeiten für meine Flieger sind diesmal ganz bewusst gewählt. Manchmal muss man ja nehmen, was man kriegt aber wenn man es sich aussuchen kann, fliegt man zu einer Uhrzeit los, die einem bei Ankunft noch Raum für ein Minimum an Aktivität lässt. Soweit die zugrundeliegende Idee.

Um diese umzusetzen, stehe ich um kurz vor 4 auf. Keine coole Zeit aber den berüchtigten Sicherheitscheck bei der Einreise nach Israel musste ich einkalkulieren. Fakt ist: Da waren keine nennenswerten Sicherheitsmaßnahmen. Weder in München noch bei meinem Zwischenstopp in Istanbul. Die Flüge waren klasse. Filme schauen und auf beiden Flügen gab’s Essen. Aber dann: Ben Gurion Airport Tel Aviv und dort bildeten sich dann diverse Schlangen vor der Passkontrolle. Ich bin an der Reihe und werde vom verantwortlichen Mitarbeiter nicht mit absurden Fragen gelöchert. „Erstes Mal in Israel? Allein unterwegs? Wo bleiben Sie in Israel? Wie lang bleiben Sie?“. Das war’s auch schon. Drei Minuten vielleicht. Ich bekomme meine blaue Einreisekarte. Thema erledigt. Erleichterung aber tatsächlich auch ein klein wenig Enttäuschung über meine Befragung.

Rucksack läuft sofort auf dem Gepäckband auf mich zu. Perfekt. Geldautomat wirft mir die ersten Schekel raus. Optimal. Ticketschalter gleich daneben. Zugticket nach Tel Aviv gelöst. Läuft bei mir. Ich sitze im Zug. Es ist 16 Uhr. Inklusive Fußmarsch sollte ich noch vor 18 Uhr im Hostel sein. Klappt bis hierher zu gut um wahr zu sein? Vielleicht, aber manchmal hat man einfach Glück. Ist es verdächtig, dass die allermeisten Menschen in die andere Richtung fahren? Absolut.

Eine halbe Stunde und drei Haltestellen später sitze ich alleine in einem stehenden Zug. Ich bin genervt. Ein Herr vom Reinigungspersonal verstand zwar kein Wort Englisch aber „Tel Aviv“ kam an und mir wurde per Zeichensprache signalisiert: einfach sitzen bleiben. Der Zug dreht um und fährt dann dorthin. Nervös macht mich vor allem, dass ich laut Buchung um 20 Uhr eingecheckt sein musste. Der Zug steht und steht und steht. Gefühlt länger als die 20 Minuten, die es waren. 18 Uhr und wir sind wieder bei null. Haltestelle Airport. Tel Aviv ist aber nicht fern und nachdem ich mich bereits mit dem Gedanken „Taxi zum Hostel“ angefreundet habe (für mich eigentlich ein No-go), springe ich kurze Zeit später aus dem Zug, weiß genau, wo ich bin, weiß genau, wo ich hin muss und erkenne: „Das schaff ich… und zwar ohne Taxi“. Im Laufschritt Richtung Unterkunft und mit den Zeigern auf 19:15 halte ich meine Deadline ein. Erfolg auf ganzer Linie. Die Müdigkeit ist Freude gewichen und spätestens nach meiner ersten Portion Hummus mit Kichererbsen gleich nach dem Check-in bin ich zu 100% in Israel angekommen.

Wie meine beiden ersten kompletten Tage verlaufen sind, macht mich dann fast ein wenig stolz. Ich war viel geselliger als ich es sonst bin. Mich mit anderen Travellern auszutauschen, musste aber auch zwangsläufig sein. Schließlich habe ich noch keine Reiseroute erdacht und war auf Empfehlungen und Erfahrungen anderer angewiesen. Dass ich außer Jerusalem nichts fest eingeplant habe, macht es für mich über die Maßen entspannt. Ich habe nicht das Gefühl, irgendetwas zu verpassen und muss in den knapp zwei Wochen nicht durch das ganz Land hetzen. Einen groben Plan habe ich nun und der läuft unter der Kategorie „weniger ist mehr“. Den südlichsten Zipfel Israels werde ich nicht ansteuern und in Jerusalem habe ich mich auch bereits auf einen Aufenthalt von 3 Nächten festgelegt, was für meine Verhältnisse viel ist.

Nun zu Tel Aviv: Ein Hammer diese Stadt! Tolle Strände, eine imposante Skyline und das fantastische Essen, mit den vielen orientalischen Einflüssen. Auch wenn ich in noch keiner der folgende Städte war: Eine ziemlich stimmige Mischung aus L.A., New York und Istanbul. Jetzt wo ich das so schreibe, muss ich schier hin, um diese Aussage zu prüfen. Aber das mache ich ein andermal.

R-E-S-P-E-C-T find out what it means to me

Das altbewährte Konzept bleibt bestehen. Lukas packt seinen Rucksack und fährt oder fliegt allein irgendwo hin. „Irgendwo“ ist diesmal Israel und den größten Unterschied zu den vorangegangenen Reisen sehe ich in meiner Einstellung gegenüber dem Land, das ich besuchen werde. Zu den üblichen Verdächtigen Neugier und Vorfreude gesellt sich – und ich kann mich nicht entsinnen, dass ich dieses Gefühl für ein anderes Land schon einmal derart empfunden hätte – Respekt. Respekt oder Demut oder wie immer man es nennen will. Es ist eine Gefühlslage, die mich glauben lässt, dass ich diesmal nicht gut genug vorbereitet bin, dass ich diesem Land auf irgendeine besondere Art entgegentreten müsse, dass die diesmal nicht „irgendwo“ hinfliege.

Aber warum denke ich das? Ist es die Region Naher Osten mit ihrer latent angespannten politischen Lage, die mich etwas verunsichert? Die Historie dieses Landes, von der ich meine, dass ich sie mir als deutscher Staatsbürger stets ins Bewusstsein rufen muss? Vermutlich sind es diese Gründe. Politik und Religion sind Dimensionen, die in den Ländern, die ich bisher bereist habe, nie eine vordergründige Rolle – wenn überhaupt eine Rolle – gespielt haben. In Israel spielen sie eine Rolle. Und klammern wir mal den Eurovision Song Contest, der eine Woche vor meiner Ankunft in Tel Aviv ausgerichtet wurde, aus, dann geht es in den Medien fast nur und ausschließlich um Politik und Religion, wenn von Israel die Rede ist. Insofern erhoffe ich mir, dass mein Wissen und mein Erfahrungsschatz in zwei Wochen weit darüber hinausgehen wird und ich mit Israel in Zukunft besondere Menschen, gutes Essen, schöne Orte und viele großartige Momente verbinden werde.

Reiseroute und Bilder aus Schottland

Mir ist zum Abschluss dieser Reise aufgefallen, dass die bewährten Landkarten mit meinen Reiserouten auf dieser Website noch gänzlich fehlen. Wie konnte das denn passieren? Schande über mein Haupt. Aber das lässt sich nachholen und dem ist auch so geschehen. Also gibt es ab jetzt unter der Rubrik „Der Weg ist das Ziel“ für alle Geographie-Nerds die Reiseroute für Schottland und auch die noch ausstehende Wegbeschreibung meines Urlaubs vom vergangenen Jahr durch Kroatien, Slowenien und Österreich. Außerdem habe ich euch wie immer meine schönsten Schnappschüsse aus Schottland online gestellt. Jetzt solltet ihr bestens versorgt sein.

Schottland erneut? Fast schon ein Muss!

Der Vollständigkeit halber muss ich noch erwähnen, dass die letzten Tage in Glasgow, wie angekündigt nichts weltbewegendes mehr vorgefallen ist. Das kann aber auch etwas Gutes sein, denn ich brauchte einfach nur Zeit, um zu relaxen und alle Eindrücke sacken zu lassen. Hervorzuheben ist jedoch noch die Zugfahrt von Fort William nach Glasgow, die landschaftlich hinreißend war und Lust darauf macht, den Abschnitt vielleicht später einmal zu Fuß zu meistern. Und da klingt es schon an, auch mit Schottland haben wir einen Vertreter, der nach dem ersten Besuch definitiv nicht von dem verschwindet, was der Engländer „Bucket List“ nennt. Alles andere hätte mich auch gewundert. Orte, von denen ich sagen würde: „ihr seht mich sicher nicht wieder“ gibt es herzlich wenig und es kam wie gesagt keiner zu dieser Kategorie hinzu. Aber das nur am Rande.

Ganz im Gegenteil habe ich das Gefühl, nur einen lächerlich kleinen Bruchteil dieses Landes erlebt zu haben und das halte ich trotz der Geschehnisse der vergangenen zwei Wochen nicht für einen Widerspruch. Einer der letzten Mitreisenden, die ich kennengelernt habe, hat sich ganze fünf Wochen freigenommen, um Schottland zu bereisen. Dazu konnte ich ihn nur beglückwünschen. An dieser Stelle: Viel Spaß Alois.

Außerdem habe ich mich nochmal weiterentwickelt, was das Reisen angeht. Über meine Camping-Premiere habe ich ja berichtet und auch sonst habe ich wieder viele Dinge anders gemacht und Neues ausprobiert, ohne euch jetzt mit Details zu langweilen. Ich habe den Kopf schon wieder voller Ideen, was ich beim nächsten Mal noch brauche und wo es hingehen könnte. Genau so muss es sein. Genau so stelle ich mir meinen Urlaub vor.

Abschließend doch noch ein Kritikpunkt. Das schottische Essen, so gut mir es mir auch in weiten Teilen gemundet hat, ist aus gesundheitlicher Sicht schlicht eine Katastrophe. Ich habe fast alles an Spezialitäten durchprobiert, ob Black Pudding, Fish and Chips, Shortbread oder Haggis. Das einzige was ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren konnte, ist der frittierte Schokoriegel. Die Angewohnheit, alles essbare, das sich nicht mehr wehren kann, in heißem Fett zu versenken, halte ich schon für bizarr und sehr bedenklich. Entsprechend sehen viele Einheimische auch aus, auch wenn sie, und das möchte ich nochmal betonen, weil sich dieser erste Eindruck vielfach bestätigt hat, charakterlich einwandfrei und total liebenswert sind. Tut mir sehr leid aber das musste ich erwähnen. Ist sicher auch beruflich bedingt aber das Thema macht mir einfach Sorgen. Jedoch führt dieses wiederum dazu (und auch das darf gerne nach einem Urlaub der Fall sein), dass ich mich auch wieder auf Zuhause freue.

Ich kann ja immer nur für mich sprechen aber ich bin wieder einmal wunschlos glücklich. Das soll es aus Schottland gewesen sein. Bis zum nächsten Mal

Euer Shaolinzonk

Skye is the limit

Ich bin schon wieder so sparsam was Bilder angeht. Deshalb gibt es heute mal zwei Stück. Auf diesem sieht man, was ich also von Inverness aus angegangen bin.

Der Great Glen Way ist eine der zahlreichen mehrtägigen Wanderungen, die man in den schottischen Highlands absolvieren kann. In Neuseeland begegnete mir seinerzeit erstmals dieses Konzept der dort als „Great Walks“ bezeichneten Routen, die in der Regel zwischen drei und fünf Tage in Anspruch nehmen und sich dadurch auszeichnen, dass die Wege gut präpariert und organisiert sind und sich bei Naturfreunden großer Beliebtheit erfreuen. Dass ich damals keine solche Wanderung in Angriff genommen habe, lag daran, dass man ohne Zelt auf die sehr wohl vorhandenen Unterkünfte entlang der Strecken angewiesen ist, welche jedoch (Stichwort: große Beliebtheit) in aller Regel Monate vorher gebucht werden müssen.

Nun aber hatte ich ein Zelt und damit schlug meine große Stunde. Weil dies aber mein erstes Mal Trekking mit Zelt war, beschloss ich, nicht gleich die volle Distanz von 117km zurückzulegen, für die die meisten Wanderer fünf bis sieben Tage einplanen. Zwei Etappen würden mir völlig genügen. Zwei Tage laufen inklusive einer Übernachtung im Zelt.

Tag eins führte von Inverness nach Drumnadrochit. 29km entlang des berühmten Loch Ness. So dachte ich zumindest. Geschlagene sechs Stunden dauerte es, bis ich statt Wäldern und Hügeln endlich auch einen Blick auf das blaue Wasser und die Ruine des Urquhart Castle erhaschen konnte. Weitere zwei Stunden sollten vergehen, bis ich Drumnadrochit und damit das Ziel der ersten bzw. letzten Etappe des Great Glen Way erreichte. Hier wären also Unterkünfte und auch ein ganz regulärer Zeltplatz verfügbar gewesen. Aber das konnte ich allein aus Prinzip nicht machen und es war erst sechs Uhr abends und somit noch viel Zeit, um weiter zu marschieren und sich einen eigenen abgelegeneren Zeltplatz zu suchen.

Und ich fand ihn. Einen Ort ganz für mich allein, an einem kleinen Hügel entlang des Weges. Ein erhabenes Gefühl wenn man sein Zelt aufgeschlagen hat und nichts mehr zu tun hat, als auf den Sonnenuntergang zu warten. Ein Meilenstein für mich nachdem ich knapp 12 Stunden unterwegs gewesen war. Müde von diesem langen Tag verkroch ich mich also in mein Zelt, um festzustellen, dass ich ein wenig mehr Hanglange hatte als gedacht… Ich gebe zu, ich habe schon wesentlich besser geschlafen aber ich war einfach nur stolz wie Bolle und ging trotz Müdigkeit und etwas schmerzender Füße am nächsten morgen hochmotiviert den zweiten Abschnitt der Strecke an. Dieser war dank der Vorarbeit des vorherigen Tages deutlich kürzer und bot außerdem viel schönere Aussichten. Beweise gefällig?

Ziemlich erschöpft erreichte ich dann am frühen Nachmittag Invermoriston. Doch hier sollte noch nicht Schluss sein. Gut, was den Great Glen Way anging schon aber ich wollte am selben Tag noch ganz hoch hinaus. Und zwar zur Insel Skye im Nordwesten. Dort hingebracht haben mich jedoch nicht meine Beine sondern ein Pärchen aus der Schweiz, das nach Portree, der größten Stadt auf der Insel, unterwegs war.

Bis hierher hatte alles exakt so geklappt wie erhofft. In Portree angekommen musste ich leider feststellen, dass ich in meiner Unterkunft nur eine Nacht bleiben konnte. Vorgesehen hatte ich zwei, um am nächsten Tag eine geführte Tour quer durch die Insel zu machen und dabei den Rucksack bequem im Hostel abzustellen. Tja, daraus wurde nichts. Laut den Buchungswebsites war auch in den anderen Orten alles ausgebucht. Ich brauchte dringend eine Pause und auf Skye würde ich diese nicht bekommen. Deshalb machte ich nach einer Nacht kehrt, ohne besonders viel von der so hochgelobten Insel gesehen zu haben. Das Abenteuer ging in bester Road-Trip-Manier weiter. Ich verließ Portree, hielt meinen Daumen hoch und hoffte, am Ende dieses anfangs windigen und regnerischen Tages nach Fort William zu gelangen. Fünf verschiedene Fahrer waren dazu nötig. Zwei davon Touristen, drei waren Locals. Und ich muss wieder ein Loblied auf das Hitchhiking singen, weil ich bei diesen Fahrten und darüber hinaus am Abend im Hostel einmal mehr viele interessante Menschen kennenlernen durfte und dabei viel über die schottische Mentalität erfahren habe.

Fort William, das von Mitreisenden durchweg als wenig sehenswert beschrieben worden war, entwickelte sich für mich zum Glückstreffer. Ich bekam meine ersehnten zwei Nächte am selben Ort, konnte die letzten organisatorischen Details erledigen und hatte sowohl mit meinen Mitbewohnern als auch für mich allein eine gute Zeit. Obwohl noch für einen Zwischenstopp Zeit gewesen wäre, werde ich die letzten Tage meines Urlaubs nicht mehr mit Programm vollstopfen und stattdessen in Glasgow eine ruhige Kugel schieben. Ich melde mich dann in ein paar Tagen nochmal mit einem Resümee der vergangenen zwei Wochen. Das wird überwiegend positiv ausfallen. Soweit lehn ich mich schon mal aus dem Fenster.

Das Highlands-Basislager

Inverness… *bedeutungsschwere Pause*, die Hauptstadt der Highlands… *noch bedeutungsschwerere Pause* ist öde.

– „Stop. So kannst du doch keinen Beitrag anfangen. Deine Leser wollen Spannung, wollen Dramatik und das haben sie auch verdient, wenn sie hier immer so fleißig reinlesen. Da kommst du an und erzählst, wie sterbenslangweilig diese sicherlich sehr charmante Stadt ist.“

– „Jetzt aber mal halblang. Was meine Leser gerne hören wollen… okay, aber was sie verdie… Ich schweife ab. Also soll ich mich hier rechtfertigen, warum ich nicht sagen kann, dass Inverness so toll ist wie Schokobrunnen ohne nachher Saubermachen zu müssen? Schön. Ist auch schnell geschehen. Denn wenn es für mich so dermaßen viel zu tun und zu sehen gegeben hätte, wäre alles ganz anders gelaufen. Wie? Das werden wir nie erfahren aber es ist wichtig für den weiteren Verlauf, dass es eben nicht so war. Zufrieden mit der Antwort?“

– „Schon gut, schon gut. Ist genehmigt. Ich hör mir das an.“

– „Wundervoll. Dann würde ich sagen, wir schließen diese kleine Redaktionssitzung an der Stelle ab und ich darf weitererzählen.“

So, wo war ich stehengeblieben? Inverness. Ich kam also dort an und habe ohne groß darüber nachzudenken zwei Nächte in meiner Unterkunft gebucht, um gleich danach festzustellen, dass sämtliche Ausflüge und nahegelegenen Sehenswürdigkeiten ohnehin auf meinem weiteren Weg liegen müssten und man so gesehen auch gleich hier durchrauschen hätte können. Aber die zwei Nächte waren bezahlt und das ist auch kein Drama. Denn somit wurde Inverness zu meinem ultimativen Highlands-Basislager, wo ich mich nochmal sammeln und dabei einen Masterplan für die zweite Hälfte der Reise ersinnen konnte. Glaubt mir, er ist verdammt gut geworden…

*Hier kommt der Cliffhanger. Der Spannungsbogen ist maximal gespannt und alles fiebert mit und kann kaum erwarten zu erfahren, wie es mit unserem Helden weitergeht. Meine Redaktion wird entzückt sein.

Seems it never rains in Southern Scotland

Wie auch die letzten Male ist es mir nicht gelungen (ein Teil der Wahrheit ist vielleicht, ich habe es nicht wirklich versucht), entspannt in meinen Urlaub zu starten. Drei Stunden im Zug zum Flughafen von 23 Uhr bis 2 Uhr in der Nacht, um dann meine 6 Uhr Maschine nach Glasgow zu erreichen. Nach der Landung war ich, nun ja, nicht gerade das blühende Leben aber das war absehbar und aus diesem Grund habe ich tatsächlich bereits von zuhause aus eine Unterkunft gebucht, weil das spontane Suchen bisweilen dauern kann, sagt die Erfahrung.

Für Tag eins war also nur Ankommen, Einchecken und Schlafen geplant. Doch nach einem verblüffend erholsamen zweistündigen Flughafen-Power-Nap ging doch noch einiges mehr. Mein persönliches Highlight: Glasgows Friedhof Necropolis. Womöglich der schönste Friedhof, den ich je gesehen habe. Natürlich musste ich mich auch sofort mit der schottischen Küche vertraut machen. Deshalb gab es zum Abendessen lecker Fish and Chips und am nächsten Morgen gleich ein traditionelles schottisches Frühstück mit (die vegane Fraktion sollte sich jetzt abwenden) Spiegelei, Schinken, Wurst, Bohnen, Toast und Black Pudding, einer Art Blutwurst. Sicher nicht jedermanns Geschmack aber ich war sehr angetan. Das wird in den nächsten Tagen noch öfter auf dem Speiseplan stehen.

Als nächstes wartete Edinburgh, die Hauptstadt und gleichzeitig Schottlands beliebteste Destination. Dort dauerte es bis zum späten Nachmittag als ich den ersten kleinen Regenschauer abbekam, nachdem in Glasgow tagszuvor permanent die Sonne lachte. Ansonsten ist es mal bewölkt, mal windig und auch gelegentlich sonnig und warm. Ich war auf mehr Regen eingestellt und bin somit angenehm vom britischen Wetter überrascht.

Unabhängig vom Wetter hat diese Stadt ein ganz besonderes Flair. Da nahm ich mir gern drei Tage, um ausgiebig durch die Straßen zu schlendern und noch mehr in die schottische Kultur hineinzuschnuppern. Schnuppern ist hier wörtlich gemeint. Denn zu einer Whisky-Verkostung gehört es dazu, zunächst seine Nase fachmännisch ins Glas zu halten. Ein Experte bin ich zwar noch nicht aber wenn mir das nächste mal Whisky kredenzt wird, kann ich sicher glänzen. Das soll es mit dem urbanen Schottland gewesen sein. Auf in die Highlands!

Es kann nur einen geben

… und das ist diesmal nicht Christopher Lambert. Ich bin in den nächsten zwei Wochen der Highlander und verlasse damit nach geraumer Zeit einmal wieder das europäische Festland. In freudiger Erwartung von strahlendem Sonnenschein und der exquisiten britischen Küche … Hand aufs Herz: jeder von euch weiß, wofür Schottland berühmt ist und wofür nicht. Deshalb erzähl ich euch jetzt nicht, dass ich diesen Urlaub Baumstämme werfen und mit dem Monster von Loch Ness Whisky schlürfen werde. Klischees und vorgefertigte Meinungen haben auf Reisen nichts verloren und so versuche ich wie immer, unvoreingenommen und aufgeschlossen gegenüber allen neuen Eindrücken zu sein und einfach eine schöne Zeit zu haben.

Was ich weiß, ist, dass alle Schotten, die mir bisher über den Weg gelaufen sind, äußerst sympathische Zeitgenossen waren und sympathisch finde ich auch die Gesetzeslage, wonach in den Highlands wild gecampt werden darf. Wann wenn nicht jetzt sollte ich erstmals mit einem Zelt im Gepäck verreisen? Meine neueste Errungenschaft hievt nicht nur meine Flexibilität auf ein nie dagewesenes Level sondern ist mit einem Kilo Gewicht sensationell leicht und dabei kaum größer als eine handelsübliche Wasserflasche. Mal sehen, wie oft es zum Einsatz kommt.

Start und Ziel wird Glasgow sein. Edinburgh und die Highlands sind als weitere Anlaufstellen fest eingeplant. Der Rest ergibt sich …

Bilder Juli 2017

7 Städte in 15 Tagen. Ein straffes Programm ist zu Ende, aber der Aufwand hat sich definitiv gelohnt. Mit vielen schönen Eindrücken und frischem Rückenwind für kommende Aufgaben geht es wieder zurück nach Deutschland. Gut zu wissen, dass es nicht immer mehrere Monate sein müssen. Ich verabschiede mich mit dem Hinweis auf die Bildergalerien aus Kroatien, Slowenien und Österreich, die ab sofort diese Seite zieren und hoffe, ihr hattet genauso viel Freude beim Lesen wie ich beim Schreiben.

Bis zum nächsten Mal

Euer Shaolinzonk

Der Himmel über Slowenien

… zeigt sich mir gegenüber viel abwechslungsreicher als der in Kroatien. Immer dieses eintönige Hellblau … schrecklich. Doch an einem komplett verregneten Nachmittag in Ljubljana ist es nicht mehr ganz so tragisch, wenn man gesundheitlich minimal angeschlagen ist und den Großteil des Tages mit Relaxen im Zimmer verbringt. Nicht wenige legen ja geradezu Wert darauf, während ihres gesamten Urlaubs rein gar nichts zu tun. Dieser Gedanke baut mich auf. Wohl dem, der sein Sightseeing-Programm schon am Vortag absolviert hat. Da war es nämlich noch schön draußen und man konnte trockenen Fußes durch Sloweniens Hauptstadt flanieren. Alles eine Nummer kleiner als in anderen Hauptstädten aber überaus charmant. Zwei Tage reichen jedoch völlig, um die wichtigsten Dinge zu sehen.

Selten ging es auf so schnellem Wege zum nächsten Ziel wie danach. Von Ljubljana nach Bled sind es keine 45 Minuten. Dann durfte ich sogar gleich einchecken. Um halb elf. Echt lieb. Sowas weiß ich zu schätzen. Und auch hier gab das Wetter den Rhythmus vor. Nachmittags würde sich ein Gewitter zusammenbrauen, orakelte meine App und ich nehme es vorweg: sie sollte Recht behalten. Zum Zeitpunkt als der erste Regenschauer kam, saß ich bereits im Trockenen und bastelte an diesem Blogeintrag, denn ich hatte mich schnurstracks auf den Weg um den See und auf zu zwei Aussichtspunkten gemacht. Unheimlich schön: Der See, die kleine Insel mitsamt Kirche in der Mitte und die Berge sowie die Burg von Bled im Hintergrund. Es ist ein Gedicht.

Bled ist wieder einer dieser Orte, an dem man wahlweise sein ganzes Geld verprassen oder so gut wie gar nichts ausgeben kann, einem dabei aber nie langweilig wird. Genau nach meinem Geschmack. Die fünf Euro Eintritt für die Vintgar-Klamm hätte ich aber gerne bezahlt. Dass daraus nichts wurde, liegt, wie könnte es auch anders sein, erneut am Wetter. Es muss scheinbar der Regen des Vortages gewesen sein, der ein paar Reparatur-Maßnahmen nötig machte, aufgrund derer die Klamm bis zwölf Uhr geschlossen bleiben musste. Schön blöd dass ich nichtsahnend und bis in die Haarspitzen motiviert früh am Morgen losmarschiert bin (man will ja schließlich vor allen anderen da sein), um die traurige Nachricht erst am Eingang zu erhalten. Auf vier Stunden Warten hatte ich wenig Lust und außerdem würden nachher zu viele Menschen da sein. Also lief ich wieder zurück nach Bled und von da nach Lesce, um mein Zugticket zu kaufen, wieder zurück nach Bled und dann noch eine Runde um den See. So füllt man den Tag auch und war ungeheuer viel unterwegs.

Schade dass ich nur für zwei Stopps in Slowenien Zeit hatte. Hätte mir gern noch mehr angesehen. Aber die Pflicht ruft und so werde ich nur noch einen Halt machen, bevor ich nach Hause fahre: Lasst die Mozartkugeln rollen. Es geht nach Salzburg.