Skye is the limit

Ich bin schon wieder so sparsam was Bilder angeht. Deshalb gibt es heute mal zwei Stück. Auf diesem sieht man, was ich also von Inverness aus angegangen bin.

Der Great Glen Way ist eine der zahlreichen mehrtägigen Wanderungen, die man in den schottischen Highlands absolvieren kann. In Neuseeland begegnete mir seinerzeit erstmals dieses Konzept der dort als „Great Walks“ bezeichneten Routen, die in der Regel zwischen drei und fünf Tage in Anspruch nehmen und sich dadurch auszeichnen, dass die Wege gut präpariert und organisiert sind und sich bei Naturfreunden großer Beliebtheit erfreuen. Dass ich damals keine solche Wanderung in Angriff genommen habe, lag daran, dass man ohne Zelt auf die sehr wohl vorhandenen Unterkünfte entlang der Strecken angewiesen ist, welche jedoch (Stichwort: große Beliebtheit) in aller Regel Monate vorher gebucht werden müssen.

Nun aber hatte ich ein Zelt und damit schlug meine große Stunde. Weil dies aber mein erstes Mal Trekking mit Zelt war, beschloss ich, nicht gleich die volle Distanz von 117km zurückzulegen, für die die meisten Wanderer fünf bis sieben Tage einplanen. Zwei Etappen würden mir völlig genügen. Zwei Tage laufen inklusive einer Übernachtung im Zelt.

Tag eins führte von Inverness nach Drumnadrochit. 29km entlang des berühmten Loch Ness. So dachte ich zumindest. Geschlagene sechs Stunden dauerte es, bis ich statt Wäldern und Hügeln endlich auch einen Blick auf das blaue Wasser und die Ruine des Urquhart Castle erhaschen konnte. Weitere zwei Stunden sollten vergehen, bis ich Drumnadrochit und damit das Ziel der ersten bzw. letzten Etappe des Great Glen Way erreichte. Hier wären also Unterkünfte und auch ein ganz regulärer Zeltplatz verfügbar gewesen. Aber das konnte ich allein aus Prinzip nicht machen und es war erst sechs Uhr abends und somit noch viel Zeit, um weiter zu marschieren und sich einen eigenen abgelegeneren Zeltplatz zu suchen.

Und ich fand ihn. Einen Ort ganz für mich allein, an einem kleinen Hügel entlang des Weges. Ein erhabenes Gefühl wenn man sein Zelt aufgeschlagen hat und nichts mehr zu tun hat, als auf den Sonnenuntergang zu warten. Ein Meilenstein für mich nachdem ich knapp 12 Stunden unterwegs gewesen war. Müde von diesem langen Tag verkroch ich mich also in mein Zelt, um festzustellen, dass ich ein wenig mehr Hanglange hatte als gedacht… Ich gebe zu, ich habe schon wesentlich besser geschlafen aber ich war einfach nur stolz wie Bolle und ging trotz Müdigkeit und etwas schmerzender Füße am nächsten morgen hochmotiviert den zweiten Abschnitt der Strecke an. Dieser war dank der Vorarbeit des vorherigen Tages deutlich kürzer und bot außerdem viel schönere Aussichten. Beweise gefällig?

Ziemlich erschöpft erreichte ich dann am frühen Nachmittag Invermoriston. Doch hier sollte noch nicht Schluss sein. Gut, was den Great Glen Way anging schon aber ich wollte am selben Tag noch ganz hoch hinaus. Und zwar zur Insel Skye im Nordwesten. Dort hingebracht haben mich jedoch nicht meine Beine sondern ein Pärchen aus der Schweiz, das nach Portree, der größten Stadt auf der Insel, unterwegs war.

Bis hierher hatte alles exakt so geklappt wie erhofft. In Portree angekommen musste ich leider feststellen, dass ich in meiner Unterkunft nur eine Nacht bleiben konnte. Vorgesehen hatte ich zwei, um am nächsten Tag eine geführte Tour quer durch die Insel zu machen und dabei den Rucksack bequem im Hostel abzustellen. Tja, daraus wurde nichts. Laut den Buchungswebsites war auch in den anderen Orten alles ausgebucht. Ich brauchte dringend eine Pause und auf Skye würde ich diese nicht bekommen. Deshalb machte ich nach einer Nacht kehrt, ohne besonders viel von der so hochgelobten Insel gesehen zu haben. Das Abenteuer ging in bester Road-Trip-Manier weiter. Ich verließ Portree, hielt meinen Daumen hoch und hoffte, am Ende dieses anfangs windigen und regnerischen Tages nach Fort William zu gelangen. Fünf verschiedene Fahrer waren dazu nötig. Zwei davon Touristen, drei waren Locals. Und ich muss wieder ein Loblied auf das Hitchhiking singen, weil ich bei diesen Fahrten und darüber hinaus am Abend im Hostel einmal mehr viele interessante Menschen kennenlernen durfte und dabei viel über die schottische Mentalität erfahren habe.

Fort William, das von Mitreisenden durchweg als wenig sehenswert beschrieben worden war, entwickelte sich für mich zum Glückstreffer. Ich bekam meine ersehnten zwei Nächte am selben Ort, konnte die letzten organisatorischen Details erledigen und hatte sowohl mit meinen Mitbewohnern als auch für mich allein eine gute Zeit. Obwohl noch für einen Zwischenstopp Zeit gewesen wäre, werde ich die letzten Tage meines Urlaubs nicht mehr mit Programm vollstopfen und stattdessen in Glasgow eine ruhige Kugel schieben. Ich melde mich dann in ein paar Tagen nochmal mit einem Resümee der vergangenen zwei Wochen. Das wird überwiegend positiv ausfallen. Soweit lehn ich mich schon mal aus dem Fenster.

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