Der Name ist Programm

La Fortuna ist Spanisch und bedeutet „Das Glück“, ist aber auch der Name einer Stadt am Fuße des Vulkans Arenal. Was kann man hier nicht alles machen: Wandern, Kayak, Reiten, Zip-Lining, Canyoning, Birdwatching, Rafting und noch viel mehr Aktivitäten, die auf „ing“ enden. Naturliebhaber kommen voll auf ihre Kosten. Der Vulkan sieht nicht nur bilderbuchmäßig mit seiner perfekten Kegelform aus, sondern sorgt netterweise auch noch für heiße Quellen, in denen man planschen kann.
Wer clever plant, hat die heißen Quellen bereits mit der Übernachtung gebucht und genießt verschieden warme Thermalbecken gefühlt mitten im Dschungel und mit dem imposanten Vulkan direkt vor der Nase.

Auch im Zentrum von La Fortuna gibt es viel Natur. Vorausgesetzt man hat die richtige Unterkunft. Das Hotel Monte Real hat eine unschlagbare Lage nahe am Ortskern aber mit einem wunderhübschen Garten inklusive Zugang zu einem dicht begrünten Fluss. Ein zweiter Volltreffer wie schnell klar wurde. In etwa drei- oder viermal pro Woche zeigt sich hier auch ein Faultier, so wurde uns versichert. Wenn man auch bereits vom Balkon des Zimmers aus in viele Baumwipfel schauen konnte, wollten wir unsere Chancen auf Faultiere erhöhen, indem wir eine kleine Expedition am Fluss unternahmen. Und da saß tatsächlich etwas hoch oben auf einem Ast aber kein Faultier sondern ein monströser knapp ein Meter langer Leguan. Wir hatten schon einige seiner Artgenossen getroffen. Jedoch fielen diese nicht gerade durch ihre Kletterkünste auf. Will heißen, dass die auch mal gerne abstürzen und dann aber so tun, als wäre der Stunt geplant gewesen. Als wir merkten, dass langsam mehr und mehr Moskitos aktiv wurden (Fluss… kurz vor der Dämmerung… Surprise, surprise) , zogen wir uns in den Garten zurück. Und oft reicht es ja einfach, gut zuzuhören. Ein paar Mitbewohner unterhielten sich unter einem Baum stehend und eine sagte etwas wie: „Man kann seine Füße sehen“ – „Über wen redet ihr dann da?“ – „Ein Faultier!“ Da sucht man am Fluss entlang und schaut möglichst weit in die Baumkronen hinauf, während sich dieses kleine süße Kerlchen in nur fünf Metern Höhe auf einem Ast eingerollt hat, der mitten über dem Garten liegt. Es läge da schon seit heute morgen und hätte sich seither nicht bewegt. Da will wohl jemand seinem Ruf gerecht werden. Aber bewegt es sich wirklich nicht? Wir beobachteten gebannt das graue Wollknäuel, zuerst von unten und später vom ersten Stock aus. So lange, dass einige schon glaubten, wir hätten es entdeckt. Und siehe da, es bewegt sich doch! Nicht zu fassen, wie einen so wenig Action in den Bann ziehen kann aber wenn sich ein schlafendes Faultier alle paar Minuten ein bisschen hin- und herdreht oder sich einmal sogar streckt… Popkornkino! Ein Faultier so nahe zu erleben ist schon großes Glück. Darüber hinaus haben wie es irgendwie immer geschafft, den kurzen aber heftigen Regenschauern davonzulaufen. Entweder waren wir gerade wieder vom Einkauf oder Essen gehen zurück oder einmal auch gerade in knapp 40 Grad warmem Wasser, wo man so ein bisschen Sommerregen ganz gut aushalten kann. Nomen est omen. Wo fahren wir als nächstes hin? Liberia… So kann’s doch glatt weitergehen.

Workin‘ kills surfin‘ skills

Eine unschlagbar clevere Lebensweisheit, wie man sie nur an der Wand eines Cafés in Form eines kleinen runden Aufklebers finden kann. Vielleicht auch auf anderem Wege aber so ist uns dieser griffige Slogan aufgefallen. Jedenfalls beherzigen wir dieses Motto und sitzen nicht wie die demonstrativ lässigen digitalen Nomaden mit Laptop und Kopfhörern beim Kaffee trinken, um unsere Fertigkeiten im Wellenreiten nicht zu gefährden. Ihr ahnt es bereits: Endlich hat es geklappt! Wir waren surfen! Auch wenn wir beide uns schon in dieser Sportart versucht haben… lieber nochmal von einem Surflehrer begleiten lassen. Das sonnenverwöhnte Tamarindo war der Ort unserer Wahl hierfür. Und es war eine ausgezeichnete Wahl. Abgesehen vom grandiosen Wetter sind die Wege kurz und die Auswahlmöglichkeiten für Hotels, Restaurants und Surfschulen reichlich. Wir fanden es auf Anhieb prima.
Unsere Surfstunde begann mit Trockenübungen zur richtigen Position auf dem Brett und (mindestens so genauso wichtig) Tipps, wie man beim Rauspaddeln unter den Wellen durchtaucht und wie man verhindert, dass einem nach dem Runterfallen das Brett auf den Schädel knallt. Danach hieß es, rein ins Wasser und ein Versuch nach dem anderen. Paddeln, aufstehen und solange wie möglich stehen bleiben. Das gelang uns zwar nicht jedes Mal, aber wir beide haben einige schöne Wellen erwischt. Tatsächlich habe ich auch einmal trotz der erwähnten Hinweise von meinem Board eins übergebraten bekommen, aber das hat offenbar nur noch mehr meine Sinne geschärft. Denn ganz am Ende als unser Instructor den letzten Versuch ausrief, erwischten Jesse und ich dieselbe Welle und surften Seite an Seite bis zum Strand. Auch mit einem Abwurf beim abschließenden Versuch wäre die Stunde ein voller Erfolg gewesen, aber dieser perfekte Abgang war das I-Tüpfelchen. Ganz offensichtlich war es richtig von uns, auf der Reise nicht zu arbeiten 😉

Denn mit Gemütlichkeit kommt auch das Glück zu dir

Soll ich euch verraten, was ganz zauberhaft an der amerikanischen Pazifikküste ist? Die Sonne geht in aller Regel über dem Meer unter. In Dominical konnten wir erstmals am Strand so einen herrlichen Sonnenuntergang genießen.

Auch bei hoch stehender Sonne konnte der kleine Küstenort punkten. Man kann dort gut essen, entspannt am Strand abhängen und auf dem Hippie-Markt unnützes Zeug kaufen oder einfach nur die friedlichen Vibes aufsaugen.

An keinem Ort haben wir uns bisher so wohl gefühlt wie hier. Da braucht es einen guten Grund weiterzuziehen und den hatten wir: Manuel Antonio heißt eine Stadt weiter nördlich und der gleichnamige Nationalpark ist eine der Attraktionen schlechthin in Costa Rica. Im Park gibt es einige hübsche Sandstrände aber vor allem eine große Artenvielfalt. Im Unterschied zu einem Zoo laufen, fliegen, schwimmen, krabbeln und hängen die Tierchen völlig frei herum. Das bedeutet, man braucht ein gutes Auge und auch etwas Glück, um die Tiere zu erspähen, die man sehen will.

Guide oder nicht Guide – Das ist hier die Frage

Die Faultiere im Park hatten es wie immer leicht, eine Vielzahl skurriler Exemplare der Spezies Homo Sapiens zu studieren. Nie die markierten, vorgefertigten Pfade verlassend und überwiegend in auffällig farbenfrohe, kunstvolle Federn gehüllt, scheinen sie ihre natürlichen Fressfeinde in keinster Weise zu fürchten.
Umgekehrt ist es für uns nicht ganz so leicht, das Faultier durch den dichten Blätterwald zu erkennen. Wer einen persönlichen Guide hat, bekommt ein geschultes Auge plus entsprechendes technisches Gerät, um weit entfernte und versteckte Tiere anschauen zu können. Wir haben uns dafür entschieden, auf eigene Faust durch den Park zu wandern. Man hat sein eigenes Tempo, kann Pausen machen wo und wann man will und oftmals sieht man einen Guide seine Kamera positionieren und kann dann in dieselbe Richtung gucken und sehen, was es da zu sehen gibt. Ziemlich gerissen, nicht wahr? Los geht’s! Was kommt zuerst? Es ist eine Riesenameise, die auf dem umzäunten Steg läuft. Auf Krabbeltiere waren wir nicht aus. Ausbaufähig. Dann aber flattert ein blauer Riesenschmetterling an uns vorbei. Viel schöner als die Ameise. Als nächstes ein paar feuerrote Krabben. Dann richtete sich vor uns das Objektiv eines Guides fast senkrecht nach oben. Beim Vorbeigehen flüstert uns die Frau, die die Führung gebucht hatte zu: „Sloth.“ Faultier! Wo ist es? Endlich das erste Faultier unserer Reise. Ich hätte an der Stelle gerne ein Foto anzubieten, nur war in diesem, wie auch in einem weiterem Fall selbst mit bloßem Auge kaum die Kontur eines Faultiers zu erkennen. Aber es war eins und wir haben es gesehen. Das zählt. Ihr dürft euch nun aber nicht vorstellen, dass alle paar Sekunden etwas Spektakuläres passiert. Es vergehen auch 10 oder 20 Minuten, in denen man keine Tiere zu Gesicht bekommt. Affen gab es auch. Manche von denen sind auch ziemlich niedlich und süß aber aus unserer Südostasien-Erfahrung wissen wir, man muss bei den Kerlchen aufpassen, dass sie einem kein Essen oder andere Wertsachen stibitzen. Nach gut drei Stunden im Park waren wir mit unserer „Ausbeute“ ganz zufrieden und schlenderten auf einem breiteren Weg, der offiziellen Evakuierungsroute, zurück Richtung Ausgang. Dabei aber stets mit wachsamem Blick. Und tatsächlich kamen noch zwei Neuheiten dazu: ein Aguti (ein Nagetiere ähnlich einem Meerschweinchen) und ein Huhn kreuzten unseren Weg. Besonders letzteres hat man im Dschungel eher nicht auf dem Schirm. Alles in allem ein lohnenswerter Ausflug. Auch wenn es kein Tier ausreichend nah vor unsere Linse geschafft hat.

Nachdem wir für den Besuch des Nationalparks relativ zeitig aufstehen mussten, konnten wir am folgenden Tag unserer Weiterreise ausschlafen. Frage an die Rezeption: „Was ist die spätestmögliche Frühstückszeit?“ – „9:30.“ Alles klar. Nehmen wir. Um zu unserem nächsten Ziel Jaco zu kommen, mussten wir lediglich den halbstündig fahrenden Bus nach Quepos nehmen und dort nach nur ca. 15min Fahrt umsteigen. Wir checkten aus und liefen 50 Meter zur Bushaltestelle. Kurze Wege, kurze Wartezeiten. Es war total entspannt und angemessen entspannt waren auch wir. Das war auch gut so. Denn nach knapp einer Viertelstunde wurde klar, dass es hier nicht so recht voran geht. Manuel Antonio hat exakt eine Zufahrtsstraße und auf dieser hatte sich ein Unfall ereignet. Unser sonst regelmäßig fahrender Bus kam nicht. Den Anschluss, der um 13 Uhr geplant war, konnten wir nicht mehr erreichen. Dann fahren wir eben um 15 Uhr. Wir hatten es uns auf einer schattigen Bank maximal bequem gemacht und ruhten in uns in dem Wissen, dass wir auch einige Stunden später noch fahren konnten und direkt gegenüber ein Supermarkt sowie ein Restaurant lagen, über dessen Qualität wir uns tags zuvor bereits vergewissert hatten. Die Autos stauten sich und aus einem schalte „Walk“ von der Metal-Band Pantera. Tibetischer Mönchsgesang hätte nicht entspannender für uns sein können. Wir kamen mit einem Passanten ins Gespräch, der eigentlich gar kein Passant war sondern auch gerne mit dem Auto stadtauswärts fahren wollte. Pat, ein Bauunternehmer aus New Jersey, berichtete von seinem aktuellen Projekt hier in Manuel Antonio und bot spontan an, uns das künftige Airbnb-Appartment zu zeigen und uns anschließend nach Quepos mitzunehmen. Wir namen dankend an und nach der Hausführung erzählte uns der US-Amerikaner stolz aber ohne überheblich zu sein, wie er einst klein anfing und mittlerweile über ein Millionen-Vermögen verfügt und empfahl uns, ebenfalls in Immobilien zu investieren. Mit prächtiger Laune und wertvollen Finanztipps im Gepäck stiegen wir am Busterminal in Quepos aus und hatten erneut perfektes Timing, da unser Bus nach Jaco im Begriff war, loszufahren und das bereits eine Stunde früher als wir geplant hatten. Wenn wir an diesem Tag um sechs Uhr morgens aufgestanden wären, wir wären nicht eine Sekunde früher in Jaco angekommen. Aber wie hat uns Balu der Bär gelehrt: „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“…