Per Anhalter durch Galiläa

Die Sonne senkt sich über dem Mittelmeer. Das Rauschen der Wellen wird immer seltener von hupenden Autos übertönt. Dann schallt es aus den Lautsprechern der Minarette: „Allahu Akbar“…

Ich bin in Akko. Ich sitze an diesem kleinen Strandabschnitt außerhalb der Stadtmauern und ich habe Gänsehaut. Die Temperatur trägt mitnichten dazu bei. Auch heute wird das Thermometer nicht unter 20 Grad fallen. Mich fasziniert der Gesang des Muezzin. Mich fasziniert, wie er hypnotisch und doch so leidenschaftlich klingt. Es ist der letzte Tag des islamischen Fastenmonats Ramadan und in diesem Moment erinnere ich mich an ein Seminar zum Thema Nahostkonflikt zurück. Damals an der Uni hatte man sich ein geschlagenes Semester mit den Hintergründen der politischen Situation im heutigen Staat Israel beschäftigt. Der Gedanke, der mir in diesem Augenblick wieder in den Sinn kommt: Je mehr ich über dieses Land erfahre, desto weniger verstehe ich es.

Im Unterschied zu damals stört mich diese Erkenntnis nicht. Ich habe in den vergangenen Tagen auch nicht versucht, irgendetwas zu verstehen. Wie naiv wäre das? Nein, ich finde witzigerweise Gefallen daran. Wieso muss man denn alles verstehen? Das hat etwas Fesselndes. Insbesondere auch der Islam, über den sich hierzulande ja die Gelehrten streiten, ob er denn dazugehören würde oder nicht. In Israel lässt er sich noch weniger wegdiskutieren als in Deutschland. Ich bekomme gerade unheimlich Lust, meine Reise Richtung Jordanien oder Iran fortzusetzen aber bevor mir das gleich irgendjemand ausreden will… ich hab sowieso nicht die Zeit für solche Scherze.

Schauen wir stattdessen noch ein paar Tage zurück. Wie verdient dieser Artikel denn eigentlich seinen Namen? Von Jerusalem aus ging es (noch ganz konservativ) mit dem Bus nach Tiberias. Die Stadt am See Genezareth diente mir als Kontrollzentrum, von wo aus der weitere Schlachtplan entworfen werden sollte. Nicht mehr nicht weniger. Eine Nacht Aufenthalt und mit Autostopp nach Katzrin, seines Zeichens auch nicht die Stadt, die mit einer nennenswerten Attraktion glänzen könnte. Man muss sich also noch ein Bisschen weiter befördern lassen und kann dann sehr gut wandern. Nun ja, sofern man bei 35 Grad sehr gut wandern kann. Die Distanzen sind ziemlich kurz und schnell fanden sich liebe Menschen, die mich ein Stück weit mitnahmen. Kaum zu glauben, dass die ganze Aktion bereits um zwei Uhr beendet und ich schon wieder im Hostel in Katzrin war. Da fällt mir ein, das Hostel ist die Attraktion der Stadt (ist wenigstens meine Meinung). Denn zum Frühstück gibt es im Golan Garden Hostel Bananenpfannkuchen! Es gibt noch weitere Gründe, die dieses Haus überaus liebenswert machen aber ich will euch nicht mit Details langweilen, wenn ohnehin jeder durch die Pfannkuchen restlos von der überlegenen Qualität des Hostels überzeugt sein sollte.

Man hätte durchaus noch weiter in die Golan Höhen vordringen können. Allein mir fehlt wie so oft die Zeit. Und so wird Akko bereits die vorletzte Station meiner Reise sein. Den Schlusspunkt setzt dann Tel Aviv.

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